| Geschichte
Das Falzziegelwerk Rheinzabern stellte bis zum Jahr 1969 in der südpfälzischen Ortsgemeinde Rheinzabern Dachziegel und Mauerziegel her. Es war mit Land und Leuten eng verbunden, in der Gegend tief verwurzelt und machte Rheinzabern weit über die Pfalz hinaus bekannt.
Gründung und Unternehmerfamilie
Die wohl in den 1890er Jahren gegründete Ziegelei wurde 1910 von den Brüdern Paul und Hubert Teeuwen aus Geilenkirchen (Gillrath) von Josef Heid erworben. Zusammen mit ihrem Vater Paul führten die Brüder Teeuwen dort bereits eine Ziegelei und ein Steinzeugröhrenwerk unter der Firma Paul Teeuwen`s Söhne. Ausschlaggebend für ihren Entschluss, ein drittes Werk in Süddeutschland zu erwerben und zu betreiben, waren die umfangreichen Tonvorkommen bei Rheinzabern, aus denen schon die Römer die berühmten Terra Sigillata Gefäße herstellten.
Das neue Werk wurde von Hubert Teeuwen übernommen, der deshalb nach Rheinzabern zog, während sein Bruder Paul Teeuwen in Geilenkirchen (Gillrath) blieb und die dortigen Fabriken führte. Schnell erregte Hubert in Rheinzabern Aufsehen. Ist es ihm doch in kurzer Zeit gelungen, neue Absatzgebiete zu erschließen, die großen Lagerbestände an Fertigprodukten zu vermarkten und damit den Grundstein für eine erfolgreiche Entwicklung zu legen.
Zunehmend wurden seine Söhne Willi und Emil in die Geschäftsführung eingebunden. Mit Fleiß und Sachverstand entwickelten sie das Unternehmen zu einer bedeutenden Produktionsstätte für Tonwaren, in der zweitweise bis zu hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt waren. Keine Frage, dass das Ziegelwerk für das damals ländlich strukturierte Rheinzabern und seine Umgebung einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellte.
Produkte
Das Falzziegelwerk Rheinzabern fertigte mit modernen Fabrikationsmethoden vor allem die damals beliebten Falzziegel Z1. Daneben wurden aber auch die moderneren Reformpfannen und Flachdachpfannen produziert. Selbst Biberschwanzziegel waren zeitweise im Fabrikationsprogramm. Außerdem wurden Mauersteine in den gängigen Formaten hergestellt. Bei voller Auslastung der Kapazitäten wurden täglich mehr als 12000 Dachziegel nebst Formstücken und viele tausend Mauersteine fabriziert.
Trotz der mächtigen Ziegelwerke Ludowici im benachbarten Jockgrim konnte sich das Rheinzaberner Werk immer am Markt behaupten und eine große Zahl von Händlern und privaten Bauherren bedienen. Bekannt und beliebt waren die „Rheinzaberner Falz“ in vielen Regionen Süddeutschlands weil sie von guter Qualität und leicht zu handhaben waren.
NS – Diktatur, Nachkriegszeit und Ende
Die Vorfahren der Familie Teeuwen stammen aus Venlo (Tegelen) in den Niederlanden. Traditionsbewusst haben die Brüder Willi und Emil Teeuwen auch während der Nazi – Zeit die niederländische Staatsangehörigkeit beibehalten. Sie mussten deshalb viele Schikanen und Repressalien bis hin zur Werksschließung hinnehmen. Zum Glück blieb die Ziegelei von Kriegsschäden verschont. So konnte die Produktion nach Beendigung des Krieges bald wieder aufgenommen werden.
Die umfangreiche Bautätigkeit der Nachkriegszeit bescherte dem Falzziegelwerk eine wirtschaftliche Blüte. Letztlich waren Neuanfang und Aufschwung aber nicht von langer Dauer. Völlig neuartige und zudem billigere Baumaterialien eroberten alsbald die Märkte und sorgten für kräftigen Gegenwind. Flachdächer wurden modern. Anstatt mit Ton baute man mit Beton und Stahl. Erschwert wurde die Situation in Rheinzabern durch eine immer aufwendigere Tongewinnung, wobei die Qualität des Tons zunehmend schlechter wurde. Mit dem Bau einer neuen Tonlagerhalle (Sumpfhaus) und neuen Maschinen zur Tonaufbereitung versuchte man in den 1960er Jahren, Qualitätsverbesserungen zu erreichen. Ein nachhaltiger Erfolg blieb jedoch aus. Es kam zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten und schließlich im Jahr 1969 zur Schließung des Werkes. Die Fabrikationsgebäude wurden 1972 abgebrochen, teilweise fielen sie auch einem Brand zum Opfer, der bei den Abbrucharbeiten entstand. Die traditionsreiche Ziegelindustrie von Rheinzabern gehörte seitdem der Ortsgeschichte an.
Ein neuer Ortsteil entstand
In den Jahren 1980 und 1981 wurde das Betriebsgelände Hauptbestandteil eines Neubaugebietes mit bevorzugten Wohnlagen. An die Ziegelei erinnert heute nochein kleiner Weiher, der von einer stillgelegten Tongrube stammt und in die dort entstandene Siedlung integriert ist. Auch die Straßennamen „An der Ziegelei“ und „An den Tongruben“ sowie die in der Nähe gelegene Bushaltestelle „Teeuwen“ erinnern an die Vergangenheit eines mittelständischen Familienunternehmens und an die Unternehmerfamilie Teeuwen, deren Vorfahren seit 1844 Ziegeleien und Tonröhrenwerke gegründet und betrieben haben, in Venlo (Tegelen und Blerick - Niederlande), Nettetal (Kaldenkirchen), Geilenkirchen (Gillrath), Reuver (Niederlande) und nicht zuletzt in Rheinzabern.
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